
Hafengelände in Nordenham, Niedersachsen: Hier soll das Schiff mit den Castoren aus England ankommen
Foto: Sina Schuldt / dpaMit einem Schiff werden derzeit Castorbehälter von England nach Deutschland gebracht. Nun herrscht Rätselraten, wo sich das Schiff gerade befindet. Die Bundespolizei rechnet frühestens für Montag mit der Ankunft des Atommülltransports in Deutschland. Das sei auch abhängig von den Wetterverhältnissen. Zum aktuellen Aufenthaltsort des Schiffes machte die Polizei aus einsatztaktischen Gründen keine Angaben.
Die Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) wies Gerüchte zurück, wonach das Transportschiff einen Maschinenschaden habe. Das Schiff mit dem Namen "Pacific Grebe" sei völlig normal und plangemäß unterwegs, sagte ein Sprecher. Es war nach Angaben des Unternehmens am Dienstagabend ausgelaufen. "Zuvor waren die Behälter vom Typ Castor auf der Schiene von der Wiederaufarbeitungsanlage in Sellafield zum rund 65 km entfernten Hafen gebracht und dort auf das Schiff verladen worden", heißt es auf der Website des Unternehmens.
Auf den gängigen Plattformen zum Livetracking von Schiffen ist die "Pacific Grebe" derzeit nicht zu sehen. Lediglich der Status "moored", englisch für "festgemacht", wird angezeigt. Wo genau aber sich das Schiff befindet, ist nicht zu identifizieren. Möglicherweise hat die Besatzung das AIS (Automatic Identification System) deaktiviert, um die Position des Schiffs zu verschleiern.
Maschinenschaden oder Verzögerungstaktik?
Das Bündnis "Castor stoppen" hatte sich verwundert darüber geäußert, dass das Schiff noch nicht angekommen sei, und stellte dazu mehrere Thesen auf: Möglicherweise sei es zum Maschinenschaden gekommen, das Schiff sei angesichts der Corona-Pandemie umgekehrt, oder die Polizei spiele auf Zeit, um während des ab Montag geltenden Corona-bedingten Teil-Shutdowns in Deutschland das Demonstrieren zu erschweren. Das allerdings wäre "äußerst perfide", kritisierte eine Sprecherin des Protestbündnisses.
Nach Angaben von GNS sollte das Spezialschiff mit sechs Castoren an Bord einen deutschen Seehafen ansteuern. Atomkraftgegner gehen davon aus, dass dies der niedersächsische Hafen Nordenham ist. Dort steht nach Bündnisangaben bereits der Transportzug für den Atommüll, der bis ins Zwischenlager im südhessischen Biblis fahren soll.
In Nordenham gab es Mahnwachen, am Hauptbahnhof Bremen protestierten Robin-Wood-Aktivisten mit einer Kletteraktion und hängten ein 15 Meter langes Banner mit der Aufschrift "Kein Plan, nur Risiko! Castor stoppen!" an die Fassade. Laut Polizei waren bis zu 30 Protestierende beteiligt, vier von ihnen kletterten demnach auf das Bahnhofsdach und brachten ein Banner an der Fassade des Gebäudes an.
Kritik von allen Seiten
Die Polizei bereitete sich indes mit einer großen Zahl von Einsatzkräften am Samstag auf die Ankunft eines Castortransports in Deutschland vor. Laut Bundespolizei waren auf See, zu Land und in der Luft Beamte im Einsatz, um den Transport zu überwachen.
Deutschland muss aufgrund internationaler Verpflichtungen seinen im Ausland wiederaufbereiteten Atommüll zurücknehmen. Noch heute lagern in den Wiederaufbereitungsanlagen im französischen La Hague und im britischen Sellafield Castoren mit radioaktiven Abfällen aus deutschen Atomkraftwerken.
An dem Transport gibt es von vielen Seiten Kritik. Umweltschützer sehen Mängel im Zwischenlager Biblis und Sicherheitsdefizite bei den Atommüllbehältern. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte einen Stopp des Transports. Der Einsatz Tausender Polizisten angesichts der Pandemie sei unnötig, riskant und unverhältnismäßig.
Umweltministerin Svenja Schulze rechtfertigte indes die Entscheidung, Atommüll mitten in der Pandemie ins Zwischenlager Biblis zu transportieren. "Wir haben Verantwortung für den Müll, den wir nicht im Ausland liegen lassen können", sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Aus logistischen und genehmigungsrechtlichen Gründen sei eine Verschiebung des Transports nicht in Betracht gekommen.
"Natürlich müssen Hygienekonzepte gelten für die Polizisten, die den Transport schützen", sagte Schulze. Es sei vertraglich vereinbart, den atomaren Abfall zurückzunehmen: "Wir können nicht sagen: Liebe Briten, behaltet mal unseren Müll."
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