
Grünenchefin Annalena Baerbock
Foto: Kay Nietfeld / dpaDie Grünen haben offenen Streit und eine für den Vorstand riskante Abstimmung bei ihrem Bundesparteitag vermieden. Wie Parteichefin Annalena Baerbock am Samstag auf Twitter schrieb, kam es zu einem Kompromiss für die Formulierung im Grundsatzprogramm.
Baerbock schrieb: »Zentrale Grundlage unserer Politik ist das Klimaabkommen von Paris sowie der Bericht des Weltklimarates zum 1,5-Grad-Limit, der verdeutlicht, dass jedes Zehntelgrad zählt, um das Überschreiten von relevanten Kipppunkten im Klimasystem zu verhindern. Es ist daher notwendig, auf den 1,5-Grad-Pfad zu kommen. Dafür ist unmittelbares und substanzielles Handeln in den nächsten Jahren entscheidend.«
Teile der Basis hatten gefordert, Klimaschutzziele schärfer zu formulieren als der Bundesvorstand es in seinem Leitantrag zunächst vorgesehen hatte. Sprengkraft hat die Frage, ob das Ziel, die Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf 1,5 Grad zu begrenzen, zur »Maßgabe« der Grünenpolitik gemacht werden soll – über einen solchen Änderungsantrag sollte eigentlich abgestimmt werden.
Baerbock warnt davor, am Klimavertrag zu rütteln
Der Bundesvorstand argumentiert ausdrücklich dagegen: Das entspreche nicht dem Ziel des Pariser Klimaabkommens, das »deutlich unter zwei Grad« als Ziel vorgibt, das 1,5 Grad aber als erstrebenswert erwähnt. In ihrer Eröffnungsrede am Freitagabend hatte Parteichefin Baerbock gewarnt: »Am Pariser Vertrag zu rütteln – und sei es noch so gut gemeint –, verhindert doch gerade, dass wir ihn gemeinsam endlich mit Leben füllen.«
Die 1,5-Grad-Vorgabe hätte, wenn sie ernst genommen würde, drastische Folgen für das Tempo, in dem der Treibhausgas-Ausstoß reduziert werden müsste. Experten zufolge wären die Risiken für schwerste Schäden im Ökosystem bei 1,5 Grad deutlich geringer als bei 2 Grad Erderwärmung, allerdings halten viele das für kaum noch erreichbar.
Es geht dabei auch um ein strategisches Problem der Grünen: Teile ihrer Basis und der Klimaschutzbewegung finden, sie müssten beim Klimaschutz viel mehr Tempo machen – nun droht etwa bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg durch die neue »Klimaliste« Konkurrenz.
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