Das Führungs-Duo der Berliner SPD ist offiziell bestätigt. Die neue Vorsitzende spricht bereits über ihre Pläne. Der Blog zum Parteitag.
Sabine Beikler Ingo Salmen Robert Kiesel
Franziska Giffey ist von den Delegierten auf dem Landesparteitag zur neuen Vorsitzenden der Berliner SPD gewählt worden. Foto: Christophe Gateau/dpa
Die Berliner SPD hat auf ihrem ersten "hybriden Parteitag" ihr neues Führungs-Duo gewählt. Die neue Landeschefin Franziska Giffey bekam 89,4 Prozent der Stimmen. Ihr Ko-Chef Raed Saleh wurde von 68,7 Prozent der Delegierten gewählt.
Franziska Giffey will als Spitzenkandidatin in die Abgeordnetenhauswahl 2021 gehen. Sie kündigte bereits ein hartes Vorgehen gegen die Clankrminalität in Berlin an.
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"Clan-Kriminalität in der Stadt macht den Leuten das Leben schwer“
Unmittelbar nach ihrer Wahl zur Berliner SPD-Vorsitzenden hat sich Franziska Giffey dafür ausgesprochen, stärker gegen Clan-Kriminalität in der Hauptstadt vorzugehen. „Wir haben hier zwölf Groß-Clans in der Stadt, acht davon sind in Neukölln unterwegs, nicht nur da, aber auch. Wir müssen das klar benennen“, sagte Giffey beim Berliner SPD-Parteitag am Samstag. „Gute Politik beginnt mit dem Aussprechen von dem, was ist. Wir haben hier organisierte Clan-Kriminalität in der Stadt, die macht den Leuten das Leben schwer “, sagte Giffey, die für die SPD bei der Abgeordnetenhauswahl 2021 als Spitzenkandidatin antreten will.
„Es ist nicht zu akzeptieren , dass diese Menschen den sozialen Frieden stören und unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung mit Füßen treten“, sagte sie und kündigte ein hartes Vorgehen gegen die organisierte Kriminalität an. „Jeder, der mich gewählt hat, weiß, dass ich dazu stehe. Das bedeutet, dass wir das auch tun werden.“ Bei den Berlinerinnen und Berlinern gebe es auch eine entsprechende Erwartungshaltung. „Wir wollen hier eine freie und weltoffene Stadt. Eine demokratische Stadt, für die treten wir ein. Dann müssen wir auch genauso klar sagen: Den Feinden der Demokratie setzen wir etwas entgegen.“
Mit den Aussagen begibt sich Giffey in Konflikt mit der in Berlin traditionell starken Parteilinken , allen voran den Jusos. Deren Landeschef Peter Maaß erklärte dem Tagesspiegel: "Den Begriff Clan-Kriminalität lehnen wir ab. Dieser ist für uns rassistisch konnotiert ." Maaß erklärte weiter, zum Rechtsstaat zu stehen. Das bedeute, "die gleichen Maßstäbe anzulegen, egal, ob Menschen zur Mehrheitsgesellschaft gehören oder nicht." Eine Aussprache zu dem Thema ist für den Nachmittag zu erwarten.
Kandidaten-Runde stellt sich vor
Nach der Beratung zum Leitantrag haben sich die Kandidaten und Kandidatinnen für die Beisitzerposten im neuen Landesvorstand den Delegierten vorgestellt. Jeder und jede hatte genau eine Minute Redezeitung zur Verfügung. Eine Art Speeddating also, wobei die meisten der antretenden Genossen gut bekannt sind. Anschließend heißt es für die gut 280 per Stream zugeschalteten Delegierten flinke Füße machen. Sie müssen in einem der 12 Bezirkswahllokale ihre Stimmen abgeben. Die Wahlergebnisse wiederum werden aus der Zentrale im Estrel bekannt gegeben. Wer von den Delegierten nicht schnell genug war, steht dann noch unter der Dusche...
Ich will Euch auch sagen, wenn ihr es wollt, dann bin ich auch bereit, Eure Spitzenkandidatin zu sein für das nächste Jahr
Franziska Giffey, neue SPD-Landeschefin, will für die Abgeordnetenhauswahl 2021 als Spitzenkandidatin antreten
Franziska Giffey mit 89 Prozent zur Landeschefin gewählt, Ko-Chef Saleh kommt auf rund 69 Prozent
Die Berliner SPD hat eine neue Landesspitze. Neue Chefin des Landesverbands ist Franziska Giffey. Sie wurde mit 89,4 Prozent der Stimmen gewählt. Ko-Landeschef wird SPD-Fraktionschef Raed Saleh. Auf ihn entfielen 68,7 Prozent der Stimmen. (Robert Kiesel)
Franziska Giffey bedankt sich für "Rückenwind, Vertrauen und Solidarität"
Franziska Giffey und Raed Saleh nahmen die Wahl an, Giffey dankte den per Livestream zugeschalteten Delegierten für den "Rückenwind, das Vertrauen und die Solidarität".
Zu den Stellvertretern des Führungsduos wurden Ina Czyborra, Andreas Geisel, Iris Spranger und Julian Zado gewählt. Die vier stellten schon im alten Landesvorstand unter Michael Müller die Stellvertreter, Gegenkandidaten gab es nicht.
Neuer Schatzmeister des Landesverbandes ist Michael Biel. Er setzte sich gegen Robert Drewnicki durch.
Es geht weiter am Landesparteitag der SPD - zuerst gibt's die Wahlergebnisse
Guten Morgen! Der SPD-Landesparteitag wird fortgesetzt. Erster Punkt der Tagesordnung: Die Bekanntgabe der Wahlergebnisse für das designierte Führungsduo Franziska Giffey und Raed Saleh . Im Anschluss werden Anträge beraten, danach folgt die Wahl der BeisitzerInnen im Landesvorstand.
Zum Livestream hier entlang:
Legende:schwarz: Tagesordnungspunktedunkelrot: Dezentrale Urnenwahl in den Wahllokalenstahlblau: Fristen
SPD Berlin
Der Soundtrack des digitalen Parteitags
Damit verabschiede auch ich mich von Ihnen an diesem Freitagabend. Während die SPD in ihren Wahllokalen noch abstimmt und zählt, wünsche ich Ihnen einen geruhsame Nacht. Als Soundtrack des digitalen Parteitags empfehlen wir übrigens die Monsters of Liedermaching. Samstagmorgen sind wir zur Ergebnisverkündung ab 9 Uhr wieder für Sie da - dann aber die geschätzte Kollegin Melanie Berger und Landespolitik-Redakteur Robert Kiesel. Alles Gute!
Wenn Sie noch mal etwas kompakter lesen wollen, was sich am Abend zum Auftakt des Parteitags so zugetragen hat, dann empfehle ich Ihnen den Bericht unseres Kollegen Ulrich Zawatka-Gerlach.
Hier noch mal ein paar Zwischenrufe aus der Twitterwelt.
Verspätungs-Alarm: Jetzt aber bitte schnell wählen!
Die Redeliste ist abgearbeitet. Verspätungs-Alarm: eindreiviertel Stunden. Der Anwesenheitsstatus wird zurückgesetzt. Die Delegierten müssen sich morgen wieder anmelden. Also nicht vergessen! „Die Delegierten machen sich jetzt auf die roten Socken , gehen in ihre jeweiligen Wahllokale. Wir wählen den Landesvorsitz, die Stellvertreter per Listenwahl, die anderen per Einzelwahl. Geht jetzt schnell wählen. Es wird nach zwei Stunden geschlossen. Wir legen los“, sagt Claudia Zinke vom Präsidium.
Dem schließe ich mich gern an: Gehen Sie wählen, unbedingt (aber nur, wenn Sie SPD-Delegierte sind). Und morgen freut sich mein Kollege Robert Kiesel darauf, Ihren Parteitag weiter zu begleiten. Ab 9 Uhr wird mit Ergebnis gerechnet, dann sind wir wieder hier in diesem Blog für Sie da. Schönen Abend noch allerseits!
Wir haben noch keinen Ton, liebe Marie.
Sätze aus digitalen Parteitagen
Der Parteitag neben dem Parteitag
So ein digitaler Parteitag ist für die meisten Genossen schon was Feines: Die Damen und Herren sitzen zu Hause, es wird munter getwittert, in internen Chats werden bissige oder amüsante Kommentare gesendet.
Und der eine oder andere Genosse verschwieg nicht, dass er sich vor dieser oder jener Vorstellungsrunde gern dem „harten Alkohol“ hingeben würde. Was natürlich niemand macht, denn die Genossen sind diszipliniert und müssen ja heute Abend noch physisch (und psychisch) in der Lage sein, zur Wahlurne zu laufen.
SPD überzieht mehr als Gottschalk
Die SPD ist übrigens schon mehr als 80 Minuten hinter ihrem Zeitplan. Für 20 Uhr stand an: "Dezentrale Urnenwahl (1) in den Wahllokalen", Jetzt läuft allerdings erst einmal ihre Aussprache zur Vorstellung der Kandidierenden .... Da kann man wieder viele Raufaser-Tapeten im Homeoffice sehen ... Wann geht's denn nun in die Wahllokale? Ob mal jemand die Genossen dran erinnert, dass ab 23 Uhr das Alkoholverkaufsverbot gilt?
Ein Bekenntnis zu Rot-Rot-Grün und zu soliden Finanzen
Robert Drewnicki ist Müller-Vertrauter, arbeitet im Roten Rathaus, kommt aus Charlottenburg-Wilmersdorf und ist Vater von drei Kindern. „Ich möchte ein ordentlicher Kassierer sein, der möglichst viel politische Arbeit ermöglicht.“ Er möchte dazu beitragen, dass der Wahlkampf solide geplant sei. „Das Grundrauschen“ müsse aus den angesparten Mitteln finanziert werden. Hinzu müssten Spenden kommen. Er sieht die SPD als Partei der Solidarität: „Die Starken helfen den Schwachen.“
Drewnicki hat schon konkrete Vorstellungen seiner Arbeit. An erster Stelle müsse die Partei stehen, man sei im schwierigen Fahrwasser.
Das rot-rot-grüne Bündnis sei die richtige Entscheidung gewesen. „Es ist gut, dass wir die Interessen der ganzen Bevölkerung und nicht der Klientelgruppen in den Blick nehmen.“ R2G sei gut für die Stadt und müsse in Berlin gelingen. Ein Versprecher: Er sagte zunächst „gewinnen“.
Drewnicki ist Diplom-Politologe. Merkt man in seiner Rede. Aber etwas mehr Herz hätte es schon sein dürfen.
Dickes B bei der SPD
Nach den Kandidatenrunden für die Stellvertreter kommen nun weitere Vorstellungen. Der „Schöneberger“, so stellt sich Michael Biel vor, er kandidiert als Landeskassierer und Nachfolger von Angelika Schöttler.
Michael Biel will "das sechste B" im Landesvorstand werden: „Ich bin Michael Biel“, verlobt und bald wohl verheiratet. Das ist sympathisch. Und jetzt folgt Robert Drewnicki.
"Auch außerhalb der Blase SPD unterwegs"
Julian Zado aus Mitte stellt sich vor als jemand, der auch außerhalb der Blase SPD unterwegs ist. Die Krise mache Menschen arm und fördere die soziale Ungleichheit. „Die Gesellschaft braucht einen starken und aktiven Staat.“ Sein Anspruch, Politik zu machen, war: „Ich wollte was reißen.“ Er habe sich mit viel Herzblut in der Gleichstellungs- und Statutenkommission eingebracht. Und er habe sich für den Mietendeckel eingesetzt. „Für mich ist ganz klar, dass wir dieses Instrument progressiv weiterentwickeln müssen.“ Und im Falle seiner Wahl werde er kein Ja-Sager werden. „Konstruktiv und kritisch“ wolle er bleiben.
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